Naturheilverfahren
Darstellung naturheilkundlicher Prinzipien
Die Auffassungen der Schulmedizin vom menschlichen Organismus, der Entstehung von Krankheiten sowie deren Behandlung unterscheiden sich im Vergleich zu den Naturheilverfahren grundlegend, so daß die Unterschiede zunächst einmal klar herausgestellt werden müssen.
Es beginnt bereits beim Begriff "Krankheit". Dieser konnte von der Schulmedizin bis heute ebensowenig klar definiert werden wie der Begriff "Gesundheit". "Das Fehlen von Symptomen ..." (Definition der WHO) ist nur eine Negation. Krankheit wird der Gesundheit polar gegenübergesellt, weshalb das ganze Behandlungssystem auf dem Bekämpfen von Symptomen basiert (Anti-Medikamente). In der Naturheilkunde wird Krankheit jedoch als Heilreaktion angesehen, um den Organismus von Krankheitsauslösern (Toxinen, Viren, Bakterien) zu befreien.
Nur der gesunde, widerstandsfähige Organismus ist dazu in der Lage. Deshalb werden die Symptome nicht allopathisch bekämpft, sondern der Körper in seinem Bestreben zur Befreiung von diesen Belastungen unterstützt (z.B. Schwitzbad statt Fiebersenkung).
Chronische Erkrankungen zeigen an, daß der Organismus verstärkt Hilfe von außen braucht, da seine gesundheitlichen Kräfte nicht ausgereicht haben, mit den Belastungen fertigzuwerden.
Naturheilverfahren bedeuten auch, daß in erster Linie Reaktionen und Veränderungen des Patienten beobachtet und aufgrund der individuellen Reaktionen das therapeutische Vorgehen festgelegt wird. Es werden dabei funktionelle Zusammenhänge untersucht und behandelt, welche das komplizierte Zusammenspiel der einzelnen Systembereiche des Organismus stören. Die dazu notwendige Diagnostik muß zwangsläufig über die herkömmlich schulmedizinischen Verfahren hinausgehen, da durch Blutuntersuchungen oder auch sehr teure bildgebende Verfahren nur statische Aussagen über den Zustand eines Gewebes gemacht werden können, nicht jedoch über dessen Funktion, da die Dimension der Zeit fehlt.
Der leider oft gemachte Rückschluß von klinischen Normalwerten auf eine normale Funktion des Organismus ist einer von vielen Trugschlüssen der Schulmedizin. Weil Blutwerte normal sind, werden sehr oft an Funktionsstörungen erkrankte Patienten zu Psychopathen gestempelt. Nur durch weitreichende Untersuchungstechniken, die auch die Regulationsfähigkeit des Gewebes und damit das Reiz-Antwort-Verhalten erfassen, lassen sich Funktionszustände beurteilen. Diese Methoden orientieren sich vorwiegend an den elektrischen Potentialen der einzelnen Körperbereiche, wobei die anatomischen Erkenntnisse westlicher Medizin (z.B. Head'sche Zonen) ebenso berücksichtigt werden wie die Erfahrungen der Akupunkturlehre.
Die Denkweise der Schulmedizin leitet sich seit Newton von dem Dogma ab, daß mit den linearen Gesetzen der Mechanik die belebte wie unbelebte Natur umfassend zu erklären sei.
Bei biologischen Systemen (wie dem menschlichen Organismus) handelt es sich jedoch um hochkomplex vernetzte Strukturen, die zu dem durch fortlaufende Informationsverarbeitung selbstreferentiell lernfähig sind. Im Ergebnis führt dies zu ständiger Höherentwicklung, zu Intelligenz und Individualität. Die untrennbare Einheit von Körper, Seele und Geist wird erkennbar.
Damit wird auch verständlich, warum Konzepte der Schulmedizin immer wieder, z.T. grundlegenden Änderungen unterworfen werden. Was heute noch "streng wissenschaftlich" ist, kann u.U. morgen schon nicht mehr gelten. Prognosen für Krankheitsverläufe lassen sich nicht mit wissenschaftlichen Mitteln alleine stellen, unerläßlich ist die große Erfahrung, welche den wesentlichen Inhalt der ärztlichen Heilkunst ausmacht.
Eine "Integrale Medizin", als Synthese aus den großen Erfolgen der Schulmedizin und den neuen Erkenntnissen der Erfahrungsheilkunde in Gestalt von Naturheilverfahren, zum Wohle kranker Menschen sollte schon bald mehr als eine Vision sein.
"Wahrscheinlich darf man ganz allgemein sagen, daß sich in der Geschichte des menschlichen Denkens oft die fruchtbarsten Entwicklungen dort ergeben haben, wo zwei verschiedene Arten des Denkens sich getroffen haben. Diese verschiedenen Arten des Denkens mögen ihre Wurzeln in verschiedenen Gebieten der menschlichen Kultur haben oder in verschiedenen Zeiten, in verschiedenen kulturellen Umgebungen oder verschiedenen religiösen Traditionen. Wenn sie sich nur wirklich treffen, d.h. wenn sie wenigstens so weit zueinander in Beziehung treten, daß eine echte Wechselwirkung stattfindet, dann kann man darauf hoffen, daß neue und interessante Entwicklungen folgen."
Werner Heisenberg